mariposa monarca

sábado, 2 de julio de 2011

Mein Lieblingswort

Vor ein paar Wochen fragte mich SP nach meinem deutschen Lieblingswort. Mir kam gleich ein Wort in den Sinn, aber so ganz zu passen schien es dann doch nicht. Heute Morgen fiel es mir dann ein. Mein deutsches Lieblingswort heißt „Körpertuch“. Ich habe dieses Wort erst vor einigen Jahren gelernt, und zwar von LB, auch Dr. Zweistein genannt. Als ich ihn eines Tages darum bat, mir nach der Dusche das Handtuch zu reichen, erklärte mir LB, wenn ich meinen ganzen Körper abtrocknen wollte, dann sollte ich nicht nach einem Handtuch, sondern nach einem Körpertuch fragen. LB lernte zu dieser Zeit gerade intensiv Deutsch. Ich erklärte ihm, dass es dieses Wort nicht gibt (stimmt nicht ganz, denn ich habe das Wort gerade gegoogelt und einige Texte und Bilder gefunden, in denen dieses Wort in diesem Sinn verwendet wird. Doch damals wusste ich nichts davon. Ich bestand darauf, die Muttersprachlerin sei ich, und dieses Wort, das ja nun einen Gegenstand des täglichen Gebrauchs bezeichnet, hatte ich noch nie gehört, und darum gäbe es dieses Wort nicht. Basta. LB bestand jedoch auf seiner Logik. Einige Zeit später, als ich ihn wieder um ein Handtuch bat, wurde mir ein Frottee-Tüchlein gereicht, mit dem ich mir tatsächlich mal gerade eben die Hände hätte trocknen können. Der Tag der Revanche kam jedoch einige Zeit später, als LB mich bat „Peux-tu me chercher une serviette, s’il te plaît?“ Ich ging zielstrebig in die Küche und reichte ihm grinsend eine kleine Papierserviette durch den Duschvorhang. So ging das noch eine ganze Weile. Bei jeder passenden Gelegenheit bekam ich meine Wortschatzlektion zum Thema „Körpertuch“. Und mit der Zeit begann mir das Wort zu gefallen. Es ist logisch. Ich benutze das Tuch, um mir den Körper abzutrocknen. Das Wort Körper enthält den schönen Umlaut „ö“, bei dem man den Mund so schön rund machen muss. Und „Tuch“ endet mit dem velaren Frikativ [X], der sich nach Lust und Laune in die Länge ziehen lässt. Und schließlich erinnert mich das Wort daran, wie kreativ man mit der deutschen Sprache umgehen kann, auch wenn man sie (noch) nicht perfekt beherrscht, wie LB zum Beispiel.